Liebe Leserin, lieber Leser,
es sind nicht viele große Persönlichkeiten, die die zweite Hälfte des 20. und das beginnende 21. Jahrhundert auf der Welt wirklich geprägt haben. Nur einer unter ihnen war nie Präsident oder Regierungschef: Henry Kissinger.
Als Heinz Alfred Kissinger im Alter von 15 Jahren im Jahr 1938 in die USA emigrierte, konnte niemand ahnen, dass aus ihm einmal einer der einflussreichsten Wissenschaftler, Berater, Diplomaten und Politiker der Vereinigten Staaten von Amerika werden sollte. Der ebenfalls aus Deutschland in die USA ausgewanderte Jurist und Politikwissenschaftler Fritz Cramer beeinflusste die Wahl seines Studiums ebenso wie sein politisches und strategisches Denken.
Mit der Ernennung zum Nationalen Sicherheitsberater von Präsident Richard Nixon betrat Kissinger 1968 die politische Bühne in Washington, und er hat sie seit dem Ausscheiden aus dem Amt des Außenministers knapp 10 Jahre später auch ohne formale Ämter nie mehr verlassen.
„Realpolitik“ ist vielleicht das wichtigste Schlüsselwort seines politischen Denkens. Der harte Einsatz militärischer Gewalt gehört für ihn bis heute ebenso dazu wie die unermüdliche Diplomatie, selbst in aussichtslos erscheinenden Lagen. Die Entspannungspolitik zwischen der Sowjetunion und den USA mit dem Abschluss weitreichender Abkommen zur Begrenzung atomwaffenfähiger, weitreichender Raketen trägt seine Handschrift. Für seine Bemühungen um die Beendigung des Vietnam-Krieges erhielt er 1973 den Friedensnobelpreis. Seine Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten zwischen Israel und den arabischen Staaten bestimmen bis heute die politische Landkarte dieser Krisenregion. Und vermutlich gibt es auf der Welt bis heute keinen besseren Kenner der chinesischen Politik als Henry Kissinger.
Heute, am 27. Mai 2023, wird Henry Kissinger 100 Jahre alt. Wir gratulieren ihm von ganzem Herzen zu diesem großen Geburtstag und verneigen uns in großem Respekt vor seinem Lebenswerk.
Ihr Friedrich Merz